Situation von Studierenden mit (nicht-)sichtbaren Behinderung / chronischer Erkrankung

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Die Situation der von Studierenden mit nicht-sichtbarer Behinderung bzw. chronischer Erkrankung, insbesondere die Lage jener Studierenden, die eine psychische Einschränkung haben, wird sowohl in der Literatur als auch an den Hochschulen zunehmend thematisiert.

 

Laut der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) aus dem Jahr 2017 liegt der Anteil der Studierenden mit Behinderung / chronischer Krankheit bei 11 Prozent. Ergänzend hierzu wurde ebenfalls von Seiten des DSW im Wintersemester 2016 / 17 die Sondererhebung zur Situation von Studierenden mit Behinderung und chronischer Krankheit mit dem Titel "beeinträchtigt studieren“ (kurz: "best2-Umfrage“, Nachfolgerin der best1-Umfrage aus 2011) durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine Online-Befragung von 21.000 Studierenden mit studienerschwerenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen (verteilt deutschlandweit über 153 staatlich anerkannte Hochschulen). Mithilfe dieser Befragung wurden Informationen über beeinträchtigungsbedingte Belange bei Studienwahl, Studiendurchführung und Studienfinanzierung gesammelt. Das hier hinter stehende Ziel ist es gewesen, detailliertere Daten zur Studiensituation von Studierenden mit Behinderung / chronischer Erkrankung zu erhalten.

 

Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen: bei 62 Prozent der Probanden hatte die Behinderung / chronische Erkrankung starke oder sogar sehr starke krankheitsbedingte Auswirkungen aufs Studium und bei 28 Prozent waren diese mittelstark ausgeprägt. Lediglich nur etwa jede*r Zehnte der befragten Studierenden beschreibt die im Zusammenhang mit der Beeinträchtigung stehenden Auswirkungen im Studium als schwach (9 Prozent). Zudem haben 9 Prozent (der Befragten) eine anerkannte Schwerbehinderung.

Weiterhin zeigt die statistische Erhebung, dass die Behinderung / chronische Erkrankung bei rund zwei Drittel (= 67 Prozent) der 21.000 Befragten auf Dauer nicht-sichtbar bzw. nicht-wahrnehmbar für Dritte ist (weitere 29 Prozent geben an, dass ihre Beeinträchtigung erst nach einiger Zeit wahrnehmbar ist). Mehr als die Hälfte (= 53 Prozent) hiervon haben psychische Beeinträchtigungen, ein Fünftel (= 20 Prozent) wiederum chronisch-somatische Erkrankungen (wie z.B. Multiple Sklerose, Rheuma oder Epilepsie), 4 Prozent sind von Legasthenie oder anderen Teilleistungsstörungen betroffen. Bei lediglich 4 Prozent der befragten Studierenden ist die Erkrankung auf Anhieb sichtbar.

 

Der zunehmend hohe Anteil der Studierenden mit einer psychischen Einschränkung wird ebenfalls u.a. von einer Umfrage an der Universität zu Köln (2014) bestätigt.

 

Die befragten Studierenden der best1- und best2-Umfrage haben zudem angegeben, dass sie Schwierigkeiten mit der hohen Prüfungsdichte, mit Anwesenheitspflichten und der Studienorganisation haben. Lehrende und Prüfungsämter erkennen oftmals die Notwendigkeit eines Nachteilsausgleichs nicht an, aber auch "outen“ sich die betroffenen Studierenden nicht immer und verzichten damit auf ihre Rechte. Darüber hinaus kennen viele die Informationsangebote nicht bzw. fühlen sich von diesen nicht angesprochen. Diese Ergebnisse werden auch durch Erfahrungen des kombabb-Kompetenzzentrums NRW bestätigt.

 

Weiterführende interne Links:

>> Definition „(nicht-)sichtbare“ Behinderung

>> Umgang mit nicht-sichtbarer Behinderung / chronischer Erkrankung
>> Nachteilsausgleiche / „Sonderanträge“ bei der Zulassung
>> Nachteilsausgleiche im Studium

>> Behinderungsbedingter Mehrbedarf / Eingliederungshilfe

>> Beratungsangebote: kombabb-Kompetenzzentrum NRW / Beratungsangebote an einer Hochschule / Beratungsangebote außerhalb einer Hochschule

 

Weiterführende externe Links:

>> DSW: 21. Sozialerhebung (2017)

>> DSW: beeinträchtigt studieren - best1-Umfrage (2011)

>> DSW: beeinträchtigt studieren - best1-Umfrage (2011) - Kurzform

>> DSW: beeinträchtigt studieren - best2-Umfrage (2018)

>> DSW: beeinträchtigt studieren - best2-Umfrage (2018) - Kurzform

>> Umfrage an der Universität zu Köln (2014)